Die 100. Jahrestagung der DKG gibt Anlass zu einem kurzen historischen Rückblick über die jährlichen Tagungen einer Gesellschaft, die vor nunmehr 106 Jahren gegründet wurde und deren Entwicklung in die gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen ihrer Zeit eingebettet war und ist.
Der Schwerpunkt der Ausführungen liegt dabei auf den bisherigen 99 Jahrestagungen und der Würdigung der dabei geleisteten Arbeit der DKG.
Dieser Rückblick reflektiert anhand vieler historischer Dokumente zum Einen die wirtschaftliche und politische Entwicklung dieser Jahre und zum Anderen die Auswirkungen auf die Arbeit der DKG. Und er zeigt den erfolgreichen Weg der DKG durch alle schwierigen Zeiten, begründet durch die aktive Arbeit und den Willen vieler Mitglieder, die immer weitere Verflechtung des Netzwerkes zwischen Produktion, Anwendung, Forschung und Lehre im weiten Gebiet der Keramik, aber auch die aktive und erfolgreiche Einbettung in die internationale Keramikszene. Besondere Würdigung erfährt dabei das internationale Wirken von Prof. Hans Hausner als Mitbereiter und Mitbegründer der ECerS, deren XIX. Tagung im Anschluss an die 100. Jahrestagung der DKG bis zum 04. September in Dresden stattfindet.
In den vergangenen 50 Jahren haben sich technische Keramiken von laborgestützten Materialkonzepten zu unverzichtbaren Schlüsselkomponenten in zahlreichen Hochleistungsanwendungen entwickelt. Der Vortrag „50 Years of Engineering Ceramics – From Ideas to Reality“ beleuchtet aus werkstoffwissenschaftlicher Sicht die technologischen, wissenschaftlichen und politischen Entwicklungen, die dieses Fachgebiet seit den 1970er Jahren geprägt haben.
Die Mitte der 1970er Jahre war in Europa von tiefgreifenden politischen und wirtschaftlichen Umbrüchen gekennzeichnet: Die Ölkrise 1973/74, das wachsende Bewusstsein für Ressourcenknappheit und die Notwendigkeit technologischer Unabhängigkeit führten zu einer strategischen Neuausrichtung von Forschung und Industrie. In diesem Kontext rückten Hochleistungskeramiken als vielversprechende Werkstoffklasse in den Fokus. Nationale Förderprogramme, wie etwa das DFG-Schwerpunktprogramm „Hochleistungskeramiken“, unterstützten gezielt die Entwicklung keramischer Werkstoffe und förderten die enge Zusammenarbeit zwischen Universitäten, Forschungsinstituten und Industrie.
Frühe Fortschritte erzielten Oxid- und Nichtoxidkeramiken wie Aluminiumoxid, Zirkonoxid, Siliziumnitrid und Siliziumcarbid. Durch verbesserte Pulvertechnologien, Formgebungsverfahren und Sintermethoden (z. B. Heißpressen, Gasdrucksintern) konnten deren mikrostrukturelle Eigenschaften gezielt eingestellt und ihre mechanische Zuverlässigkeit deutlich erhöht werden.
Der Vortrag zeichnet zentrale Entwicklungen nach: von Verbundkeramiken (z. B. ZTA oder SiAlONen) über Fügetechnologien und Bruchmechanik bis hin zur erfolgreichen Überführung in Anwendungen wie Energietechnik, Medizintechnik, Elektronik und Luft- und Raumfahrt.
Mit Blick auf aktuelle Herausforderungen – Wasserstoffwirtschaft, Elektrifizierung, Hochtemperatursysteme und nachhaltige Produktion – stehen technische Keramiken erneut im Zentrum des Interesses. Unterstützt durch digitale Entwurfswerkzeuge, additive Fertigung und Lebenszyklusanalysen eröffnen sich neue Perspektiven für den gezielten, ressourcenschonenden und nachhaltigen Einsatz keramischer Werkstoffe in einer zukunftsorientierten Industrie.