100. DKG Jahrestagung / KERAMIK 2025

Abstracts / Zusammenfassungen

DKG-Laudatio zur 100. Jahrestagung der Deutschen Keramischen Gesellschaft e.V. am 31. August 2025 in Dresden
 
Dr. Uwe Reichel,
Friedmar Kerbe
 

Die 100. Jahrestagung der DKG gibt Anlass zu einem kurzen historischen Rückblick über die jährlichen Tagungen einer Gesellschaft, die vor nunmehr 106 Jahren gegründet wurde und deren Entwicklung in die gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen ihrer Zeit eingebettet war und ist.
 

Der Schwerpunkt der Ausführungen liegt dabei auf den bisherigen 99 Jahrestagungen und der Würdigung der dabei geleisteten Arbeit der DKG. 

Dieser Rückblick reflektiert anhand vieler historischer Dokumente zum Einen die wirtschaftliche und politische Entwicklung dieser Jahre und zum Anderen die Auswirkungen auf die Arbeit der DKG. Und er zeigt den erfolgreichen Weg der DKG durch alle schwierigen Zeiten, begründet durch die aktive Arbeit und den Willen vieler Mitglieder, die immer weitere Verflechtung des Netzwerkes zwischen Produktion, Anwendung, Forschung und Lehre im weiten Gebiet der Keramik, aber auch die aktive und erfolgreiche Einbettung in die internationale Keramikszene. Besondere Würdigung erfährt dabei das internationale Wirken von Prof. Hans Hausner als Mitbereiter und Mitbegründer der ECerS, deren XIX. Tagung im Anschluss an die 100. Jahrestagung der DKG bis zum 04. September in Dresden stattfindet.

Ehrenvorträge

A Buffet Table of CMCs - An Update
 
 
Prof. Dr. Jon Binner
University of Birmingham, UK

 

Ceramic matrix composites (CMCs) haben ein beträchtliches Potenzial für den Einsatz in einer Vielzahl von Anwendungen in so unterschiedlichen Bereichen wie Luft- und Raumfahrt, Verteidigung, Energie und Transport gezeigt. Ihre im Vergleich zu monolithischen Keramiken deutlich verbesserte Zähigkeit bietet die Möglichkeit, die Vorteile von Hochleistungskeramiken wie geringe Masse, hohe Festigkeit und Härte, chemische Inertheit und hohe Wärmebeständigkeit voll auszuschöpfen, ohne deren großen Nachteil in Kauf nehmen zu müssen, dass sie spröde und daher anfällig für katastrophale Ausfälle sind. Bauteildesigner sind daher verständlicherweise daran interessiert, die Vorteile dieser Materialien voll auszuschöpfen. Oft wissen sie jedoch nicht genau, was sie wollen – und es gibt verschiedene Arten von CMCs, darunter solche auf der Basis von Oxid, Siliziumkarbid und Kohlenstofffasern mit einer Vielzahl unterschiedlicher Keramikmatrizen. Die Frage ist daher, wie Materialwissenschaftler und Ingenieure die Anforderungen der Designer erfüllen können. In unserer Arbeit an der Universität Birmingham entwerfen und entwickeln wir neue keramikbasierte Verbundwerkstoffe, die eine Vielzahl von einstellbaren Eigenschaften bieten und sozusagen ein „Buffet“ an keramischen Verbundwerkstoffen schaffen. Dieser Vortrag gibt einen Überblick über die aktuelle Situation und behandelt Ox-Ox-, SiC-SiC- und UHT-CMCs, nicht nur in Bezug auf ihre Zusammensetzung und Struktur, sondern auch in Bezug auf die Form der Komponenten.
A 50 Years of Engineering Ceramics - from Ideas to Reality
 
Prof. Dr. Michael J. Hoffmann
Karlsruher Institut für Technologie, Karlsruhe
 

In den vergangenen 50 Jahren haben sich technische Keramiken von laborgestützten Materialkonzep­ten zu unverzichtbaren Schlüsselkomponenten in zahlreichen Hochleistungsanwendungen entwickelt. Der Vortrag „50 Years of Engineering Ceramics – From Ideas to Reality“ beleuchtet aus werkstoff­wissenschaftlicher Sicht die technologischen, wissenschaftlichen und politischen Entwicklungen, die dieses Fachgebiet seit den 1970er Jahren geprägt haben.

Die Mitte der 1970er Jahre war in Europa von tiefgreifenden politischen und wirtschaftlichen Umbrüchen gekennzeichnet: Die Ölkrise 1973/74, das wachsende Bewusstsein für Ressourcenknapp­heit und die Notwendigkeit technologischer Unabhängigkeit führten zu einer strategischen Neuaus­richtung von Forschung und Industrie. In diesem Kontext rückten Hochleistungskeramiken als vielver­sprechende Werkstoffklasse in den Fokus. Nationale Förderprogramme, wie etwa das DFG-Schwer­punktprogramm „Hochleistungskeramiken“, unterstützten gezielt die Entwicklung keramischer Werkstoffe und förderten die enge Zusammenarbeit zwischen Universitäten, Forschungsinstituten und Industrie.

Frühe Fortschritte erzielten Oxid- und Nichtoxidkeramiken wie Aluminiumoxid, Zirkonoxid, Silizium­nitrid und Siliziumcarbid. Durch verbesserte Pulvertechnologien, Formgebungsverfahren und Sinter­methoden (z. B. Heißpressen, Gasdrucksintern) konnten deren mikrostrukturelle Eigenschaften gezielt eingestellt und ihre mechanische Zuverlässigkeit deutlich erhöht werden.

Der Vortrag zeichnet zentrale Entwicklungen nach: von Verbundkeramiken (z. B. ZTA oder SiAlONen) über Fügetechnologien und Bruchmechanik bis hin zur erfolgreichen Überführung in Anwendungen wie Energietechnik, Medizintechnik, Elektronik und Luft- und Raumfahrt.

Mit Blick auf aktuelle Herausforderungen – Wasserstoffwirtschaft, Elektrifizierung, Hochtemperatur­systeme und nachhaltige Produktion – stehen technische Keramiken erneut im Zentrum des Interes­ses. Unterstützt durch digitale Entwurfswerkzeuge, additive Fertigung und Lebenszyklusanalysen eröffnen sich neue Perspektiven für den gezielten, ressourcenschonenden und nachhaltigen Einsatz keramischer Werkstoffe in einer zukunftsorientierten Industrie.